Schönes Augsburg - Kalender 2010

Rathaus - 01 Januar

Rathaus zu Augsburg Das Augsburger Rathaus gehört zu den eindrucksvollsten Rathäusern Deutschlands und gilt als bedeutendster Profanbau der Renaissance nördlich der Alpen. Zusammen mit dem Perlachturm ist es das Wahrzeichen der Stadt Augsburg. Aufgrund seiner historischen Bedeutung untersteht es der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten.

Wissenswertes in Kürze
Am 25. August 1615 erfolgte die Grundsteinlegung durch den damaligen Stadtbaumeister Elias Holl. Im März 1620 waren die Außenarbeiten, im Jahr 1624 der Innenausbau vollständig abgeschlossen. Technisch ist das Augsburger Rathaus eine Pionierleistung: bei seiner Fertigstellung galt es als weltweit einziges bestehendes Gebäude mit mehr als sechs Stockwerken. Die strenge Eleganz des mächtigen Baublocks weist nach Florenz, der Kultur- und Finanzmetropole im Norden Italiens, mit der sich die stolze schwäbische Reichsstadt gerne maß. Das Selbstverständnis der reichsstädtischen Augsburger drückt sich dabei in zwei unübersehbaren Ornamenten am gewaltigen Giebel auf der Frontseite des Rathauses aus: der gemalte Reichsadler symbolisiert die Reichsunmittelbarkeit der Stadt, die große kupferne Zirbelnuss darüber das Bewusstsein über die eigene Bedeutung. Der Blick auf das Augsburger Rathaus wurde bis zum britischen Bombenangriff in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 fast vollständig von dem 1828 errichteten Börsengebäude verstellt. Erst dessen Zerstörung und die endgültige Abtragung der Gebäudereste in den 1960er-Jahren ermöglichten die freie Sicht auf die Gebäudefront über den Rathausplatz hinweg.

Geschichte des Augsburger Rathauses
Zunächst sollte das 1385 erbaute alte Augsburger Rathaus Anfang des 17. Jahrhunderts lediglich umgebaut werden, um den Ansprüchen für die Abhaltung der Reichstage zu genügen, die zu dieser Zeit in der Reichsstadt stattfanden. Die Stadtregierung beauftragte 1609 den bekannten Baumeister Elias Holl, einen Umbauplan für das gotische Gebäude zu entwerfen, womit sich der Architekt jedoch schwer tat. Erst nach sechsjähriger Planungsphase konnte Holl dem Magistrat einen angemessenen Umbauplan vorstellen, den die Stadträte schließlich auch noch ablehnten. Überraschenderweise erhielt Elias Holl stattdessen einen völlig anderen Auftrag: er sollte das alte gotische Rathaus abreißen und an seiner Stelle einen prächtigen Neubau errichten. Elias Holl erstellte sogleich seinen Plan für das neue Augsburger Rathaus, das im Stil der Renaissance erbaut werden sollte, und bereits am 25. August 1615 erfolgte die Grundsteinlegung. Nach dem Willen der Stadtväter sollte das Rathaus keine Türme bekommen, Elias Holl jedoch bestand auf den bekannten Zwiebeltürmen neben dem Giebel und konnte sich erst im Jahre 1618 - also bereits weit nach Baubeginn - damit durchsetzen. 1620 waren die Außenarbeiten, 1624 der Innenausbau nach insgesamt fünfzehnjähriger Planungs- und neunjähriger Bauzeit abgeschlossen. Decke im Goldenen Saal Im Inneren des Rathauses ließ Elias Holl drei übereinander liegende Säle errichten. Im Erdgeschoss, hinter dem Hauptportal, der so genannte „Untere Fletz“, im Stockwerk darüber der „Obere Fletz“. Der weitaus eindrucksvollste Raum im Gebäude ist jedoch der über zwei Geschosse reichende "Goldene Saal" mit seinen Prunkportalen, Wandmalereien sowie der prachtvollen Kassettendecke. Angrenzend finden sich hier zudem die Fürstenzimmer, die als Rückzugsräume für hohe Gäste entworfen wurden. Die Baukosten für das neue Augsburger Rathaus betrugen etwa 100.000 Gulden. Der Dreißigjährige Krieg, der sich kurz nach Fertigstellung des Rathauses über ganz Europa ausbreitete, zog auch Augsburg stark in Mitleidenschaft. Vor dem Krieg eines der bedeutenden Wirtschaftszentren auf dem Kontinent, befand sich die alte Reichstadt Mitte des 17. Jahrhunderts im Niedergang. Der Krieg hatte Augsburg nicht nur seiner jahrhundertelangen wirtschaftlichen Vormachtstellung in Europa beraubt, sondern die Stadt auch mehr als die Hälfte Ihrer Bevölkerung gekostet. Die Reichstage, für die das prächtige Rathaus ursprünglich erbaut worden war, fanden nun in anderen deutschen Städten statt. Nur einmal noch - im späten 17. Jahrhundert - war das Augsburger Rathaus Schauplatz eines Festes von reichsweiter Bedeutung, als im Jahre 1690 Joseph I. im Goldenen Saal ein Festbankett anlässlich seiner Krönung zum römisch-deutschen König abhielt. Bei dem verheerenden britischen Bombenangriff auf Augsburg im Februar 1944 wurde das Rathaus von mehreren Spreng- und Brandbomben getroffen und brannte bis auf die Außenmauern vollständig aus. Nach dem Krieg wurde das Gebäude - äußerlich in historischer, im Inneren in vereinfachter Form - wiederaufgebaut und ab 1955 wieder als Rathaus genutzt. In den Jahren 1980 bis 1984 erhielt die Fassade des Rathauses im Zuge umfassender Sanierungsarbeiten ihre (nach historischen Unterlagen rekonstruierte) ursprüngliche Farbgebung wieder. Im Inneren des Renaissancebaus wurde der im Krieg vernichtete Goldene Saal originalgetreu wiederhergestellt. Am 9. Januar 1985 konnte das Augsburger Rathaus im Rahmen des 2000-jährigen Stadtjubiläums in neuer alter Pracht wiedereröffnet werden.

Gang durch das Augsburger Rathaus
Unterer Fletz
Der Besucher betritt das Augsburger Rathaus durch eine unscheinbare Seitenpforte an der Frontseite des Gebäudes und gelangt durch einen Vorraum zunächst in den Unteren Fletz. Dieser monumentale Saal im Erdgeschoss mit seinen Marmorsäulen und der schweren Gewölbedecke bildet das Entree zu einem der beiden Treppenhäuser, die in die oberen Stockwerke des Rathauses führen.
Oberer Fletz
Der Obere Fletz im zweiten Obergeschoss des Rathauses beherbergte einst die Amtszimmer der Augsburger Ratsherren. Seit dem Krieg wird das Stockwerk als Sitzungssaal des Augsburger Stadtparlamentes genutzt, daneben finden sich hier die Fraktionsbüros der im Stadtrat vertretenen Parteien. Außer zu besonderen Anlässen ist dieser Teil des Rathauses Besuchern nicht zugänglich.
Goldener Saal
Die Pracht des Goldenen Saales rührt nicht zuletzt von seinen zahlreichen Deckengemälden und Wandmalereien, die der verantwortliche Innenarchitekt Johann Matthias Kager in verschiedenen Größen und Formen aufwendig herstellen und anbringen ließ. Auf der aus Nussbaum geschnitzten Kassettendecke befindet sich als Hauptgemälde das ovale Bild der Sapientia (Weisheit), das von zwei großen Rundbildern flankiert wird. Diese sind wiederum von je vier Ovalen umgeben. Am äußersten Rand der Decke sind zudem 24 Emblemata angebracht. Das 24 m² große ovale Hauptgemälde der Sapientia wird von einem lateinischen Spruchband geziert, dessen deutsche Übersetzung "Durch mich herrschen die Herrscher" lautet. Das westliche der beiden Rundgemälde behandelt den Bau des Augsburger Rathauses. Dort ist der Baumeister Elias Holl zusammen mit einem Abbild des Rathauses zu sehen. Das lateinische Spruchband dieses Gemäldes lautet in der deutschen Übersetzung "Städte werden gegründet". Umrahmt ist das Bild von vier Frauengestalten, die Allegorien auf Wissen, Fruchtbarkeit, Fleiß und Frömmigkeit darstellen. Jedes der Bilder wird von einem entsprechenden Spruchband geziert. Das östliche Rundgemälde hat die Wehrhaftigkeit der Reichsstadt Augsburg zum Thema. Auf dem Spruchband ist in lateinischen Worten zu lesen: "Feinde werden abgewehrt". Auch dieses Bild wird von vier Frauengestalten umrahmt, die Heilkunst, Redlichkeit, Gerechtigkeit und Wohlstand symbolisieren. Bis zu ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg war die Kassettendecke an 27 Ketten am Dachgebälk des Rathauses aufgehängt. Auch die Wände des Goldenen Saales sind mit prächtigen Gemälden geschmückt. So sind dort Darstellungen deutscher Kaiser und sämtlicher am Bau des Rathauses beteiligten Baumeister zu finden. Besonders erwähnenswert ist ein Werk des Augsburger Künstlers Hans Rottenhammer, das über einem der Portale angebracht ist und eine Kaiserin nebst Reichsadler sowie die vier Augsburger Flüsse Lech, Wertach, Singold und Brunnenbach darstellt.
Fürstenzimmer
An den Goldenen Saal angrenzend befinden sich die Fürstenzimmer. Ursprünglich vier an der Zahl, dienten diese einst hohen Gästen des Augsburger Stadtrates als Aufenthalts- und Rückzugsmöglichkeit. Verglichen mit der Pracht des Goldenen Saals waren die Räume eher gediegen ausgestattet: Kassettendecken, holzgetäfelte Wände, Parkettböden und Kachelöfen sorgten für eine beinahe gemütliche Atmosphäre. Auf jeweils ca. 150 m² Fläche befanden sich in den Fürstenzimmern kunstvoll gearbeitete Schreibpulte, Tische, Sessel und Stühle sowie mehrere Lampen. Nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg werden die Fürstenzimmer seit Mitte der 1980er Jahre rekonstruiert. Einer der Räume kann bereits wieder besichtigt werden.

Das Augsburger Rathaus heute
Nach Abschluss der Sanierung im Jahr 1985 beherbergt das Augsburger Rathaus Dauerausstellungen zur Geschichte der ehemaligen Reichstadt sowie ihrer Partnerstädte. Häufig wechselnde Ausstellungen zu unterschiedlichen geschichtlichen und tagespolitischen Themen im Unteren Fletz stehen für jeden Besucher offen. Der Goldene Saal ist beliebter Veranstaltungsort für städtische Empfänge, Konzerte und Festakte. Das Augsburger Rathaus darf als die wohl meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Fuggerstadt gelten. Unterer Fletz, der Souvenirshop im Erdgeschoss sowie Goldener Saal sind - ausgenommen bei geschlossenen Veranstaltungen - täglich geöffnet; für den Besuch des Goldenen Saal muss eine geringe Gebühr entrichtet werden. In den historischen Gewölbekellern des Rathauses befindet sich die Traditionsgaststätte „Ratskeller“.

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